Problematisch wird das insbesondere dann, wenn die Fußballfans sich mit der Nationalmannschaft und dem Land in gleichen Maßen identifizieren. Gefährlich wird es, wenn man im Fußballtaumel dann auf andere Nationen schimpft oder ihnen Vorurteile entgegenwirft. Insbesondere bekommen Rechte mit diesen Fußballevents eine Gelegenheit, sich zu gebärden, ohne aufzufallen. Sie nutzen die Gunst der Stunde und unterlaufen die "Fans". Besonders tragisch an der Sache ist, wenn dies in Polen und der Ukraine passiert, da besonders Deutschland und Polen eine dunkle Vergangenheit verbindet. Aber auch zu Hause sind rechte Aktionen allgegenwärtig. Dies sind - hoffentlich - nur Einzelfälle, aber auch "Patriotismus" im kleinen kann gefährlich sein.
Mit der Identifikation mit einer Nation werden Stereotypen geschaffen und auf Nichtangepasste, wie z. B. mich, wird ein Anpassungsdruck ausgeübt. Wer diesem Anpassungsdruck nicht nachgibt, der wird durchaus auch mal "ausgegrenzt". Vieles wird im Spaß gesagt, was aber nicht immer so lustig ist, "weil es ist ja EM". Es wird auch viel vom "Zusammenhalt" geredet bei solchen fußballerischen Großereignissen. Doch dieser ominöse Zusammenhalt ist im Umkehrschluss ein Zusammenschluss nach außen hin gegen diejenigen, die nicht nicht diesem Zusammenhalt angehören. Oder anders gesagt: Wo ein "Wir" ist, ist auch ein "Ihr". wir Deutsch <=> ihr Holländer, wir Männer <=> ihr Frauen, Wessi <=> Ossi, usw. Dieses Erstarken des Wirs benötigt man aber auch eine Strategie, um ein Wir-Gefühl zu schaffen und/oder zu stärken. Dafür eignet sich vor allem eine Abgrenzung oder präziser eine Erhöhung des Selbstwertes durch Erniedrigung des anderen. Es findet im gewissen Sinne auch eine Ausgrenzung statt. Diese Punkte zusammengenommen zeigen eine gefährliche Kombination von Eigenschaften. Nicht auszudenken, wenn diese EM-Euphorie sich aufschaukelt. So wird man schon blöd von der Seite angemacht, sobald erwähnt, dass einen die EM nicht interessiert, man Spiele nicht guckt und/oder sich nicht über Siege der Mannschaft aus dem Land, dessen Staatsbürgerschaft man bzw. in dem man lebt, freut.
Dies soll jetzt kein Aufruf sein, Autofähnchen abzubrechen oder anders Gewalt gegenüber Menschen oder Sachen auszuüben, aber es soll schon ein Anstoß sein, sensibler mit dem Nationalgefühl umzugehen. Insbesonders unter Berücksichtigung der deutschen Geschichte, deren größte Unglücke bisher immer im Nationalismus wurzelten, halte ich diesen "Nationalstolz" für völlig fehl am Platze.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen