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Dienstag, 10. Mai 2011

Bildung macht dumm.

Ich habe heute einen interessanten Artikel über die neue Profiloberstufe gelesen. 
Da bin ich doch froh, dass ich mein Abitur und meine Schulzeit hinter mir hatte. Ich hatte ja noch das Glück Leistungs- und Grundkurse erleben zu dürfen. Anno 2005 in Bremen, ich  bin in die gymnasiale Oberstufe gekommen. Wir hatten zwar ein Profil (ein Leistungskurs und zwei Grundkurse), das mit den gleichen Hackfressen im Klassenverband unterrichtet wurde. Daneben konnte man sich ganz individuell einen Leistungskurs dazuwählen, sofern er angeboten wurde. Die restlichen Grundkurse konnten auch unter Beachtung bestimmte Belegungsauflagen hinzu gewählt werden. Das war ganz schön. Ich habe mich für das Deutschprofil entschieden und als weiteren LK Geschichte gewählt. Im Deutschprofil enthalten waren die Fächer Mathe und Kunst. Des weiteren hatte ich noch die Fächer Latein, Biologie, Physik, Politik und nachmittags Sport, wobei zwischen verschiedenen Sportarten, die jahrgangsübergreifend organisiert waren, wählen konnte. Bewusst hatte ich die Fächer Englisch und Chemie abgewählt. Vor allem bestand überhaupt noch die Möglichkeit Englisch abzuwählen, was heute kaum noch geht. Interessant in diesem Zusammenhang noch zu erwähnen ist, dass wir von einigen LehrerInnen in der Oberstufe gesiezt wurden. Etwas, was wegen der Verkürzung (zumindest ist das die Erklärung die mir einfällt), was heute nicht mehr gemacht wird.
Was mich aber jetzt doch erschreckt ist die neuen Profiloberstufen. Doch wohin soll sie führen? Sollen da bessere Menschen ersteigen oder nur willfähigen Sklaven des Arbeitsmarktes, die formbar und nicht fähig sind zu kritisieren. Menschen, die auswendig lernen und bei denen nichts dahinter ist? Zugegeben, man ist mit Auswendiglernen sehr erfolgreich, man schreibt die besseren Noten und ist besser aufs Studium vorbereitet. Aber was soll aus der Gesellschaft werden, wenn die Bildung nur unter dem Label "Vergleichbarkeit" vermittelt wird. Wird dadurch der Lerner, der Zubildende nur gleichgeschaltet gleichgemacht? Die Wahl der LKs ist nun kein Ausdruck mehr von Interesse und Individualität, sondern nur noch ein vorgefertigter Fächkanon, bei dem man nicht die eigenen Stärken zeigen kann, sondern knallhart selektiert werden soll. Selektion ist sowieso das Stichwort für unser Bildungssystem, insbesondere in den Schulen (über die Hochschulen schreibe ich bestimmt ein anderes mal etwas). Geht es nach, insbesonders konservative PolitikerInnen, soll sich der Bildungs- und damit meist auch Lebensweg, auch weiterhin nach der 4. Klasse, also mit 10-11 Jahren, entscheiden. Allerdings kann man in diesem Alter nicht entscheiden, da eine wichtige Lebensphase, die Pubertät, noch bevorsteht. Es wird zwar häufig die angebliche Durchlässigkeit des mehrgliedrigen Schulsystems propagiert, tatsächlich aber ist es nicht so. Der Weg nach unten (Gymnasium-Realschule-Hauptschule) ist der wahrscheinlichere Weg, als umgekehrt. Was aber an der Selektion nach der 4. Klasse besonders erschreckend ist, ist die Tatsache, das auch soziale Stellung der Eltern und ihr Bildungsabschluss für die Entscheidung der weiterführende Schule herangezogen wird, besonders, wenn die LehrerInnen über die Zukunft der Kinder entscheiden.
Wie kann man aus einem solchen Dilemma entfliehen? Ganz klar, länger gemeinsam lernen. Aber nicht nur im Hinblick von gleichem Unterrichtsstoff, sondern auch im Hinblick von Fördern und Fordern. Damit ist nicht Grundsatz von HartzIV gemeint, sondern Schwächen sollen gefördert werden, Stärken gefordert. Ein Konzept, wie es in den Gesamtschulen praktiziert wird, sollte flächendeckend bei allen allgemeinbildenden Schulen eingeführt werden, mehr LehrerInnen eingestellt, kleine Klassen geschaffen und Sozialpädagogen vermehrt eingesetzt. Jetzt wird der eine oder die andere sagen,  "das ist teuer. Wie sollen wir das finanzieren?" Ein gutes Argument, aber dann müssen wir uns die Frage stellen, wie teuer es sei, es nicht zu tun. 

Musik beim Schreiben: Alice Cooper "School's Out"