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Sonntag, 16. Dezember 2012

Wie lange soll der Abschied denn noch dauern? Die Scorpions in Oberhausen

In swe Oberhausener Arena* beim Centro fand am 15.12.2012 eines der vielen Abschiedskonzerte der Hannoveraner Legende Scorpions statt.
So fuhr ich an diesem Sonnabend zur Arena und suchte gleich den Eingang auf, über den man normalerweise den Innenraum betritt, der im Übrigen so ausgeschildert ist. Und fand ein verschlossenes Rolltor vor. Also musste ich den Haupteingang benutzen, vor dem schon eine lange Schlange stand. Nach dem Einlass, der komischerweise ohne Abtasten auskam, ging ich erstmal zum Klo und zur Gaderobe. Anschließend wollte ich eine Pizza essen, deren Bestellung sich schwierig gestaltete. Denn prompt als ich dran war, drängelten sich zwei Herren vor und wollten drei ganze Pizzen (Thunfisch, Margherita und Hawaii) für die feinen Damen und Herren im Backstagebereich, was den unsicher wirkenden Pizzaverkäufer etwas überforderte und er erstmal seinen Chef anrufen. Daher stellte ich mich bei seiner Kollegin an. Vor mir war eine andere Gruppe Herren, die sechs Biere bestellten. Leider war die Dame nicht gerade die Zapfkönigin und ich musste weiter warten. (Musste mich mal auskotzen) Als ich das Stück Salamit-Pizza hatte, bewegte ich mich in den Innenraum vor die Bühne in die zweite Reihe. Während des Wartens auf die Musiker fielen mir die Männer mit den roten Bauchläden auf, die sich immerwährend "Collabier" (das ist die Kurzform von "Ich habe Cola und Bier im Angebot") riefen und sich mit sanfter Gewalt durch das Publikum drängelten. Eine Unart, die sich sogar während (!!) die Bands spielten fortgesetzt wurden.
Nachdem ich viel über die organisatorischen Unerfreulichkeiten geschrieben habe, möchte ich nun auf das musikalische Ereignisse zu sprechen kommen.
Die Vorband war Unheilig Eisbrecher. Eine Mischung aus frühem Rammstein und Marilyn Manson mit albernen Texten nach dem Motto "Reim dich oder ich fress dich". Der Graf Sänger Alexander Wesselsky  versuchte mit Wechselgesängen, die mangels Interesse bzw. Textkenntniss wenig Resonanz fanden, das lustlose Publikum anzuheizen. Der Beifall fiel in die Kategorie "Höflichkeitsapplaus", wenn überhaupt. Die ausländischen Fans, die aus ganz Europa angereist waren, hatte oftmals nur Unverständnis für die Band über (im wahrsten Sinne des Wortes). Nur ein paar Opportunisten klatschten enthusiastisch. Man sollte demjenigen eine klatschen, der dafür verantwortlich ist, dass Eisbrecher und Scorpions zusammen touren.
Nach der Vorband kamen die Scorpions auf die Bühne. Sie sind trotz ihres Alters immer noch erstklassig. Mit ihrem Titelstück ihres letzten Studioalbums "Sting in the Tail" und unter kräftigem Einsatz von Pyrotechnik begannen sie den Abend. Die Setlist dieses Abends bot zwar kaum Überraschungen, das war aber nicht schlimm, denn die Songauswahl war trotzdem gut. So folgten mit "Make It Real", "Is There Anybody Out There?" und "The Zoo" drei absolute Highlights ihres Schaffens. Das Instrumental "Coast to Coast" kam für ein Instrumental live unheimlich gut an. Der Balladenblock bestand aus "Loving You on a Sunday Morning" (eher eine Halbballade), "We'll Burn the Sky" (wohl ein eher selten gespieltes Stück), "The Best Is Yet to Cum Come", "Send Me An Angel" (Accoustic, dabei hat sich einer der Saitenzupfer sich ordentlich verspielt) und "Holliday" (Semiaccoustic). Mit "Raised on Rock", "Tease Me Please Me" und "Hit Between the Eyes" wurde es wieder härter. Mit der Kottak Attack zeigte der quirlige Schlagzeuger, was er kann. Es folgten "Blackout", das Gitarrensolo "Six String Sting" und "Big City Nights". Anschließend war der Zeitpunkt, an dem die Band eine rauchen gehen konnte und das Publikum "Zugabe, Zugabe" rief. Als Zugaben wurden "Still Loving You", "Wind of Change" (nicht ohne die obligatorische Anekdote von Klaus Meine, wie sie das Lied 1989 in Moskau gespielt haben und dann die Berliner Mauer gefallen sei) und als Abschluss "Rock You Like a Hurricane".
FAZIT: Trotz dem organisatorischen Mängel und der völlig unpassenden Vorband war das Konzert wunderbar und mit ganz viel Power.

*Sehr geehrter Namenssponsor der Arena, um dich zu nennen, möchtest du mir bitte einen dreistelligen Geldbetrag oder alternativ einen lebenslangen Vorrat deiner von dir vertriebenen Waren zukommen lassen. Danke.

Montag, 10. Dezember 2012

Zur Friedensnobelpreisverleihung an die EU

2004 nahm ich mit meiner damaligen Schulklasse an einem Austausch mit einer danziger Musikschule teil. Anlass dieses Austauschs war die EU-Osterweiterung. Wir lernten Danzig und die polnische Gastfreundschaft kennen. Auf dieser Reise kam mir der Gedanke: "Europa, muss ich das jetzt gut finden?". Wir hörten auf dieser Reise viele pathetische Worte zu Europa mit der Kernaussage, Europa, das sei unsere Zukunft. Ich bin damals wie heute kein begeisterter Europäer, aber auch kein europaablehnender Kleingeist. Ich finde die Idee Europas gut, hinterfrage aber trotzdem jeden Schritt der Europäisierung.
Jetzt im Jahre 2012 ist die europäische Gemeinschaftswährung Euro in ihrer bisher schwersten Krise. Diese Krise ist Folge der wilden Spekulationen und der Wetten auf den Kapitalmärkten. Sie beflügelt proketionistische Gedanken. Insbesondere die Unterstützung Griechenlands wird heftig kritisiert. Ich hingegen halte die Griechenlandhilfe für einen Akt der Solidarität innerhalbs Europas, zumindest, wenn diese Hilfe bei GriechInnen ankäme, und nicht auf Umwegen wieder bei den Banken landet, die Griechenland in diese Situation gebracht haben. Besonders die BRD sollte sich mit Kritik zurückhalten, denn sie hat am meisten von den Umständen, die den Euro in die Krise geführt haben, wirtschaftlich profitiert. So hat Deutschland das Sozialniveau heruntergefahren (Stichwort Hartz-Reformen), die Reallöhne sind gesunken und die Wirtschaft dereguliert. Dadurch sanken deutsche Produkte im Preis und wurden somit attraktiver als die Produkte aus den Krisenstaaten.
Zurück zum eigentlichen Thema. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die EU ein bürokratisches Monster geschaffen hat. Das stimmt nur zum Teil. Es ist zwar richtig, dass die EU jedes Jahr eine Menge Rechtsakte geschaffen, wovon auch einige skurril erscheinen. Aber die meisten Rechtsakte berühren den Großteil der BürgerInnen nicht, denn sie sind nur für die Wirtschaft relevant. Allerdings sind einige Rechtsakte, die vor allem die BürgerInnen betreffen auch sehr fragwürdig. Das Verbot der Glühbirne war überhastet und von dem Trend des Jahres 2007, dem CO2-Sparen, geschuldet. Zur Glühbirne gab und gibt es keine adäquate Alternative. Die Energiesparlampen sind noch nicht ausgereift und zudem auch noch nach Ablauf ihrer Lebensleistung Sondermüll. Ein Beispiel für ein "gutes" Gesetz ist das sog. Antidiskriminierungsgesetz, dessen Ziel es ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen. Dieses Gesetz ist eine Umsetzung mehrerer EU-Richtlinien. Auch wenn einige Kritiker das Gesetz für schlecht umgesetzt halten, so ist die Intention die richtige Richtung.
Weiter ist auch anzumerken, dass die EU den Friedensnobelpreis wegen der Tatsache, dass es auf dem Territorium der EU seit dem Zweiten Weltkrieg keinen Krieg mehr gegeben hat. Dies war eines der Hauptziele, warum die EU bzw. ihre Vorgängerorganisationen gegründet wurden. Man muss bedenken, dass so gut wie auf dem europäischen Festland statt gefundenen Kriege Wirtschaftskriege waren. Wenn aber bei wirtschaftlichen Prozesse die Staaten aufeinander angewiesen sind, wie es in der EU der Fall ist, sind Wirtschaftskriege kontraproduktiv.
Zwei beliebte Gründe, sich gegen die Vergabe des Friedensnobelpreis an die EU zu echauffieren, sind Frontex und die EU-Eingreiftruppe. Frontex ist die Zusammenarbeit der EU-Staaten bei der Überwachung der EU-Außengrenzen. Dabei ist es zu kritikwürdigen Vorfällen auf dem Mittelmeer gekommen. Dabei sollen Frontex-MitarbeiterInnen den Flüchtlingen Treibstoff und Nahrungsmittel abgenommen haben, um diese zum Umkehren zu bewegen. Ich missbillige ein solches Verhalten. Das zweite Argument ist die EU-Eingreiftruppe. Diese existiert in Kooperation mit der NATO. Ein Einsatz hat bisher noch nicht stattgefunden. Darüber hinaus hat die EU zwar eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die oftmals Kriege außerhalb Europas durch Passivität fördert bzw. sich auch nicht äußert, weil sich die Staaten nicht auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen können. Somit kann man der EU vorwerfen, dass sie außerhalb ihres Territorium nicht genug für die Erhaltung des Friedens macht.
Als Fazit kann man sagen, dass die EU durchaus keine unwürdige Trägerin des Friedensnobelpreis ist, aber es bestimmt KandidatInnen gegeben haben könnte, die ihn mehr verdient haben.