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Dienstag, 7. Februar 2012

Duisburg hat die Wahl - Gedanken zur Abwahl Adolf Sauerlands

Duisburg hat die Wahl!

Seit den schrechklichen Ereignissen vom 24.7.2010 sind nun anderhalb Jahre vergangen. Trotzdem kocht die Seele der BewohnerInnen von Duisburg nach wie vor. In den folgenden Zeilen will ich mich zur Abwahl am 12.2.2012 des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland (CDU) und die Loveparadekatastrophe äußern. Ich will zudem noch meine Beweggründe für meine Entscheidung für die Abwahl Adolf Sauerlands darlegen.

Ich selbst wäre um ein Haar auch zur Loveparade gegangen, obwohl die dort gespielte Musik nicht meine Musik ist. Es hatte sich sogar Besuch aus meiner alten Heimat Bremen angesagt, der aber recht spontan wieder abgesagt hatte. So hatte ich jenen verhängnisvollen Sonnabend mir zum Statistik lernen freigehalten.

Ab etwa 10:00 Uhr an jenem Morgen der Loveparade lag ein wummernder Bass in der Luft von Duisburg. Ich drehte meine Boxen deswegen etwas lauter als sonst. Interessehalber öffnete ich im Browser einen Liveticker der Loveparade, den ich immer wieder im Laufe des Tages aktualisierte. Die Kammerstraße, in der ich wohne, die etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt ist, war an diesem Tag teilweise gesperrt. Die normalerweise aufheulenden Busse waren umgeleitet worden. Vereinzelt fuhren Autos vorbei. Somit war es schon den gazen Tag eine gespenstige Atmosphäre verbreitete. Gegen 15.00 Uhr wollte ich einkaufen und hatte Glück, dass mein Stammsupermarkt trotz des Großereignisses aufhatte. Nach dem Einkaufen widmete ich mich wieder linearen Regressionen und anderen statistischen Berechnungen. Gegen 18.00 Uhr - eine bittere Ironie des Schicksals wollte, dass ich gerade "Caught in the Mosh" von Anthrax hörte - laß ich, dass es Tote auf der Loveparade gab. Die Anzahl hatte ich überlesen. Im ersten Moment, daher dachte ich, jemand hätte einen Herzinfarkt oder ähnliches gehabt. Solche Vorfälle kommen auf Massenveranstaltungen nunmal traurigerweise vor. Ich laß die Meldung nochmal genauer und erschrak: Es wurden tatsächlich 10 Tote gemeldet, was schon ungewöhnlich war. Ich machte die Musik aus, legte meine Lernunterlagen beiseite und schaltete den Fernseher ein. Ein offensichtlich schockierter Thomas Bug und seine Kollegin versuchten die Situation zu erfassen und zu beschreiben. Etwa eine Stunde später rief ich meine Eltern in Bremen an, damit sie sich nicht mehr sorgten. Sie hatten allerdings nicht von der Katastrophe noch nichts mitbekommen und sich deshalb auch keine Sorgen um mich gemacht. Im Laufe des Abends kristallisierte sich heraus, dass es sich bei diesem Unglück um eine Massenpanik handelte. Ich hatte Massenpaniken in Deutschland für schwer möglich gehalten, sondern eher in Ländern vermutet, deren Sicherheitsbestimmungen nicht so streng sind. Bis etwa 22 Uhr lief bei mir der Fernseher, wo auf dem WDR ständig Sondersendungen gezeigt wurden. An meiner Wohnung fuhren den Abend über immer wieder Krankenwagen vorbei. Im Laufe des Abends kamen viele verwirrte LoveparadebesucherInnen entlang, die nichts mitbekommen haben, und nun von der Katastrophe per Handy erfuhren, weil das Handynetz, das den Tag mehrfach länger ausgefallen ist. Am nächsten Tag wurde dann das Ausmaß der Katastrophe klar: 21 Tote und über 300 Verletzte (Die häufig genannte Zahl von 500 Verletzten ist Gesamtzahl der Verletzten der Loveparade, also auch mit denjenigen, die nicht durch die Massenpanik zu Schaden kamen).

Über einen Rücktritt habe ich am Tag des Unglücks und am nächsten Tag kaum nachgedacht. Mir war als angehender Politikwissenschaftler klar, dass die Schuld und die Verantwortung nicht bei einer Person alleine zu finden sind. Des weiteren war ich mit meinen Gedanken eher bei der o. g. Tatsache, dass ich unter den Opfern hätte sein könnte, da ich wahrscheinlich, unserer Zeitplanung nach, mit meinem Bekannten etwa zu der Uhrzeit des tragischen Ereignisses an dem Ort gewesen wären. Erst als er sich einige Tage später äußerte und dermaßen in Selbstmitleid badete, dass man selbst peinlich berührt war. Das muss ein Schlag ins Gesicht der Traumatisierten und der Angehörigen der Toten gewesen sein. Auch seine weiteren, nachweißlich unwahren Äußerungen machten ihn nicht mehr haltbar. Vor allem sein Klammern am Amt macht ihn Tag für Tag unwürdiger für sein Amt. Sein ewiges Ausweichen und Verschieben, endlich die Konsequenzen zu ziehen, waren wirklich widerlich. Dies bewog mich dazu, als Bürger dieser Stadt, den OB nicht mehr weiter als Stadtoberhaupt ertragen zu wollen. Seit der Massenpanik liegt Duisburg in einer Schockstarre. Es passiert nichts mehr. Nichts ist mehr wie früher. Alle warten auf einen Neuanfang. Einen Neuanfang ohne Adolf Sauerland. Einen Neuanfang mit jemanden unbeflecktem an der Stadtspitze. Nun haben mutige BürgerInnen dieser Stadt die Initiative "Neuanfang für Duisburg" ins Leben gerufen. Gemeinsam haben sie fast 80000 Unterschriften für die Abwahl des ungeliebten CDU-Mann gesammelt. Diese wurden der Stadtverwaltung überreicht. Diese enorme Anzahl an Unterschriften reicht für die Einleitung des Abwahlverfahrens.
Es mag sein, dass sich Duisburg seit dem Amtsantritt von Sauerland schöner und lebenswerter geworden ist. Das will ich nicht beurteilen, lebe erst seit 2008 hier. Aber trotzdem, wer sich so benimmt kann sich nicht auf seine gesammelten Lorbeeren berufen. Auch das Argument, dass er juristisch und verwaltungstechnisch weder Verantwortung noch die Schuld trägt lasse ich nicht durchgehen. Er hat schließlich trotz Bedenken zur Durchführung der Loveparade gedrängt, obwohl das Sicherheitskonzept auf tönernden Füßen steht. ER ALLEIN TRÄGT DIE MORALISCHE VERANTWORTUNG!

Von daher mein Aufruf: Am 12. Februar sollten alle DuisburgerInnen ihr Wahllokal aufsuchen und Adolf Sauerland abwählen. Oder alternativ Briefwahl machen. Ich werde es auch tun und mit "Ja" ihn abwählen.


Nachtrag: Adolf Sauerland ist in der Zwischenzeit abgewählt. In der Zwischenzeit hat Duisburg wieder einen OB: Sören Link.