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Sonntag, 24. Juni 2012

Gedanken zur UEFA-Fußballeuropameisterschaft der Herren

Alle zwei Jahre finden Großevents des Herrenfußballs statt. In Schaltjahren Europameisterschaft und in geraden Jahren, die keine Schaltjahre sind, Weltmeisterschaften. Diese Events werden von den Medien begierig aufgenommen. Und ständig wird man damit belästigt. Man bekommt "ganz tolle" Fakten über Fußball ungefragt beim Einkaufen vom Supermarktradio erzählt und die Mitmenschen kennen nur ein EIN Thema: Fußball. Sogar Menschen, die sonst nicht ins Fußballstadion gehen, sog. Eventfans, interessieren sich plötzlich für Fußball. Mich interessiert das nicht. Es wäre auch nicht schlimm, wenn die Grenzen von Fußballfanatismus, Patrotismus und Nationalismus nicht verwischt würden, falls es sie in diesem Fall überhaupt gibt.. Es beginnt damit, dass Menschen ihre Wohnung, ihre Autos und bei spielen der Auswahlmannschaft des Deutschen Fußballbundes ihren Körper mit Fahnen und Accessoirs in den deutschen Nationalfarben Schwarz, Rot und Gelb Gold schmücken. Das kann sehr alberne Ausmaße annehmen. Insbesondere Billiggeschäfte verkaufen diesen Nationalnippes. Es sind einerseits Fanartikel einer Fußballmannschaft, andererseit auch staatliche Symbole, zumindest die Fahnen.

Problematisch wird das insbesondere dann, wenn die Fußballfans sich mit der Nationalmannschaft und dem Land in gleichen Maßen identifizieren. Gefährlich wird es, wenn man im Fußballtaumel dann auf andere Nationen schimpft oder ihnen Vorurteile entgegenwirft. Insbesondere bekommen Rechte mit diesen Fußballevents eine Gelegenheit, sich zu gebärden, ohne aufzufallen. Sie nutzen die Gunst der Stunde und unterlaufen die "Fans". Besonders tragisch an der Sache ist, wenn dies in Polen und der Ukraine passiert, da besonders Deutschland und Polen eine dunkle Vergangenheit verbindet. Aber auch zu Hause sind rechte Aktionen allgegenwärtig. Dies sind - hoffentlich - nur Einzelfälle, aber auch "Patriotismus" im kleinen kann gefährlich sein.

Mit der Identifikation mit einer Nation werden Stereotypen geschaffen und auf Nichtangepasste, wie z. B. mich, wird ein Anpassungsdruck ausgeübt. Wer diesem Anpassungsdruck nicht nachgibt, der wird durchaus auch mal "ausgegrenzt". Vieles wird im Spaß gesagt, was aber nicht immer so lustig ist, "weil es ist ja EM". Es wird auch viel vom "Zusammenhalt" geredet bei solchen fußballerischen Großereignissen. Doch dieser ominöse Zusammenhalt ist im Umkehrschluss ein Zusammenschluss nach außen hin gegen diejenigen, die nicht nicht diesem Zusammenhalt angehören. Oder anders gesagt: Wo ein "Wir" ist, ist auch ein "Ihr". wir Deutsch <=> ihr Holländer, wir Männer <=> ihr Frauen, Wessi <=> Ossi, usw. Dieses Erstarken des Wirs benötigt man aber auch eine Strategie, um ein Wir-Gefühl zu schaffen und/oder zu stärken. Dafür eignet sich vor allem eine Abgrenzung oder präziser eine Erhöhung des Selbstwertes durch Erniedrigung des anderen. Es findet im gewissen Sinne auch eine Ausgrenzung statt. Diese Punkte zusammengenommen zeigen eine gefährliche Kombination von Eigenschaften. Nicht auszudenken, wenn diese EM-Euphorie sich aufschaukelt. So wird man schon blöd von der Seite angemacht, sobald erwähnt, dass einen die EM nicht interessiert, man Spiele nicht guckt und/oder sich nicht über Siege der Mannschaft aus dem Land, dessen Staatsbürgerschaft man bzw. in dem man lebt, freut.

Dies soll jetzt kein Aufruf sein, Autofähnchen abzubrechen oder anders Gewalt gegenüber Menschen oder Sachen auszuüben, aber es soll schon ein Anstoß sein, sensibler mit dem Nationalgefühl umzugehen. Insbesonders unter Berücksichtigung der deutschen Geschichte, deren größte Unglücke bisher immer im Nationalismus wurzelten, halte ich diesen "Nationalstolz" für völlig fehl am Platze.

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